Februar 2023: Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst vor 80 Jahren hingerichtet

Von | 26. September 2010

Robert Zoske gilt als einer der besten Kenner der Weißen Rose; er hat eine einfühlsame und enorm erhellende Biographie über Sophie Scholl geschrieben, auch das Leben von Hans Scholl beschrieb er. 80 Jahre nach Verhaftung und Hinrichtung dieser beiden zentralen Persönlichkeiten legt er in der Reihe C.H.Beck Wissen ein Standardwerk zur Weißen Rose vor, in dem er knapp, aber umso konzentrierter und wirksamer das Wissen um diese eminent wichtige studentische Widerstandsgruppe gegen den Nationalsozialismus exakt auf den Punkt bringt.

Die Weiße Rose: Robert Zoske hat ein weiteres wichtiges Standardwerk vorgelegt

Verhaftung – Prozeß – Hinrichtung: Schon vor der eigentlichen Lektüre beginnt diese kleine und höchst relevante Schrift mit Wesentlichem. Im Buchdeckel, innen, ist vorne das Flugblatt Nr. 5 der Weißen Rose im verkleinerten Faksimile abgedruckt. Hinten, erschütternd, Sophie Scholls Handzeichnung auf der Rückseite der Anklageschrift, die ihr ausgehändigt worden war, die zur Grundlage für ihr Todesurteil wurde. Zu lesen ist dort nur das Wort „Freiheit“, geschrieben zwei Tage vor ihrem Tod unter dem Fallbeil. Am 22. Februar 1943 wurde die damals 21 Jahre alte Sophie Scholl, dann ihr Bruder Hans Scholl und dann Christoph Probst in München mit einer „Fallbeilmaschine“, einer Guillotine also, enthauptet. Vor genau 80 Jahren passierte das alles.

Knapp listet Zoske die Distanzierung vom NS-Staat, die Schritte hin zum bewußten Widerstand, das Zögern, auch zeitweilige Anpassung an den Zeitgeist bis hin zu Phasen der klandestinen Zustimmung auf. Er erklärt treffend, wie es zum Namen der Widerstandsgruppe kam, wie schließlich die klare Erkenntnis reifte, daß Widerstand zur Pflicht geworden war. Schildert dann die Ereignisse der Jahre 1942 bis hinein in den Winter 1943, in die Zeit der Schlacht von Stalingrad. Schwer zu ertragen ist es dabei auch heute, sich vor Augen zu führen, was zwischen der Produktion des sechsten Flugblattes der Weißen Rose ab dem 12. Februar 1943 und der Hinrichtung ihrer Hauptprotagonisten nur zehn Tage später geschah. Dem Autor gelingt es, die Banalität des Bösen zu entlarven, den scheinbar so wenig zwangsläufigen und dennoch so unentrinnbaren Weg zum Todesurteil im NS-Staat sachlich und kundig zu schildern. Der klare Aufbau, die transparente Gliederung, dazu die klare Sprache erzeugen Verständnis für die Materie und dokumentieren, daß Zoske auch die Hintergründe genauestens kennt, daß er ein wirklicher Spezialist auf seinem Gebiet ist.

Höchst beachtenswert ist, wie Zoske die tiefe christliche Verwurzelung der Hauptprotagonisten sehr sachlich, aber deutlich und unverstellt schildert. Die Weiße Rose kann, hier wird das deutlicher als in früheren Biographien, durchaus wie eine christlich-bündisch organisierte Studentengruppe gesehen werden, denn sie war einem Wandervogelbund oder einer Studentenverbindung nicht unähnlich. Die zweifelsohne bei allen Mitgliedern der Weißen Rose vorhandenen christlichen Motive arbeitet Zoske unprätentiös, aber exakt und treffend heraus. Ein wichtiges Buch!