Thema des Monats: „Was war, als wir verboten waren?“
Bernhard Grün hat unter dem Titel „Zwischen Fronteinsatz und Freiheitsklang“ eine Studie zum Kamreadschaftswesen vorgelegt. Nach Hochschulstädten geordnet läßt sich hier exakt nachlesen, welche Korporation in welche Kameradschaft umgewandelt wurde – zumeist geschah dies zwangsweise – und wie mit den Strukturen der verbotenen Verbindungen umgegangen wurde.
Im NS-Kameradschaftswesen gab es arkanen Widerstand seitens der Korporierten
Erschreckend viele Korporierte waren der nationalsozialistischen Ideologie verfallen. So sehr dies leider konstatiert werden muß, so sicher ist aber auch, daß die weit überwiegenden Mehrheit von ihnen Widerstand gegen das Verbot und die Auflösung ihrer Verbindungen leistete, teils offen, teils arkan.
Eine große Gesamtschau ist Bernhard Grün hier gelungen, auch wenn noch Forschungen ausstehen. Ausarbeitungen über die Hochschulstandorte Rostock und Innsbruck sind derzeit in Arbeit, zu Göttingen erschien andernorts inzwischen Neues. Hier entsteht derzeit also ein Standardwerk. Dieser Band ist aber schon jetzt ein „muß“, weil die Schilderungen zahlreich genug sind, um dem Leser ein kohärentes Bild vom Kameradschaftswesen unter dem Hakenkreuz zu geben. Besonders interessant ist, daß in den Kameradschaften der Widerstand im Namen der Korporationen, aus dene die betreffende Kameradschaft enstanden war, immer deutlicher wuchs, je länger der Krieg dauerte. Das geschah örtlich stark unterschiedlich, aber Widerstand gab es überall.
Das „bescheidene“ Gewand kommt als broschierte, aber sehr sauber gedruckte Ausgabe im Din-A-5-Format daher, was aber, wie der Qualität keinen Abbruch tut. Bei Akadpress ist ein gewohnt sauber und ordentlich gedrucktes Buch entstanden. Die Vollversion dieses Textes finden Sie auf der Seite des AKSt, der Webpräsenz des Arbeitskrieses der Studentenhistoriker.
Über den Brücklmeierverein
Der Brücklmeierverein hat sich zum Ziel gesetzt, ein ganz wesentliches Element der studentischen Gesellung in Korporationen, die Distinktion nämlich, im Hinblick auf die Abwehr totalitärer Tendenzen in Staat und Gesellschaft zu untersuchen. Direkt führt dieser Ansatz vom Widerstand gegen staatliche Willkür über die Offenlegung totalitärer Tendenzen und Strukturen in der Gesellschaft zur Erklärung des Wesenskerns studentischer Gesellung. Die Verbindung unter Gleichen unter demokratischen Gesetzmäßigkeiten in Freiheit und Brüderlichkeit wird dadurch exemplarisch faßbar. Im Mittelpunkt des Interesses stehen Untersuchung und Dokumentation der Abwehr staatlicher Bevormundung ab dem späten 18. Jahrhundert sowie Protest und Kampf Korporierter gegen alle Formen sozialistischer und kommunistischer Diktatur von Hitler bis Honecker.
Unsere erfolgreiche Veröffentlichung, bereits in 2. Auflage
Sebastian Sigler (Hg.), Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler, Berlin 2914, bereits in der zweiten Auflage 2015, geb., 511 Seiten, SU, vier Lesefäden, 39,90 Euro, ISBN 978-3-428-14319-3
Der Widerstand im Dritten Reich, am 20. Juli 1944 schlagartig sichtbar, ist ab spätestens 1937 als dynamisches Netzwerk von Menschen faßbar. Darin gab es eine Vielzahl von Verknüpfungen: Verwandtschaft, Internate, kirchliches Engagement – oder auch ein Corps. Sieben Jahrzehnte nach dem Sturz Hitlers ist die Frage, wie der Widerstand gegen den Nationalsozialismus strukturiert war, aktueller denn je. Noch in der Nachkriegszeit, teils bis in die 1960er Jahre, wurden Widerstandskämpfer vielerorts als Verräter angesehen. Heute sind Rolle und Bedeutung derjenigen, die gegen Hitler aufstanden, unstrittig.
Peter Graf Yorck v. Wartenburg, Adam v. Trott zu Solz, Ulrich v. Hassell – der Widerstand im Dritten Reich wurde am 20. Juli 1944 schlagartig offenbar. Die Menschen hinter diesem Widerstand kamen in ihrer Mehrzahl aus fest umrissenen sozialen Gruppen; die drei Genannten gehörten dazu. Im Gesamtnetzwerk des Widerstands geb es eine Vielzahl von gesellschaftlichen Mehrfachbindungen in mannigfaltige soziale Netzwerke: Die Akteure waren miteinander verwandt, kannten sich aus Internaten oder trafen sich später in kirchlichen Kreisen wieder – und diese Verknüpfungen waren zahlreicher als bisher bekannt. Durch viele direkte und indirekte Kontaktflächen nahmen hier die korporierten Studenten, insbesondere die über 40 Corpsstudenten, eine erkennbare Rolle ein.
Die Mehrzahl derer, die in dem Band „Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler“ mit einem Lebensbild gewürdigt werden, konnte über verschiedene Anknüpfungspunkte im Netzwerk des Widerstandes erreicht werden und selber agieren. Im Netzwerk des Widerstands waren sicher die gemeinsame Internatszeit oder die Mitgliedschaft im Johanniterorden sicher von großer Bedeutung. Doch auch die zu Studienzeiten erworbene lebensgeschichtliche Klammer durch die ihnen allen gemeinsame Mitgliedschaft in einem akademischen, einem „Kösener“ Corps konnte in individuellen Einzelfällen Wirksamkeit entfalten – gegen eine übergroße Mehrheit, auch unter den Corpsstudenten, die dem Nationalsozialismus nichts entgegensetzte oder ihn begrüßte. Und dementsprechend ist auch eine große Zahl von Tätern aus den Reihen der Korporierten – auch solche, die zu Studienzeiten einem Corps beigetreten waren – bekannt. Auf der anderen Seite aber ist es, und darum geht es hier, nunmehr eine gesicherte Tatsache, daß sich im näheren oder weiteren Umfeld Stauffenbergs und in weiteren Kreisen des Widerstands gegen Hitler einige Corpsstudenten und Angehörige anderer Dachverbände befanden; ihnen ist „Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler“ gewidmet.
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