Kein Corps hat mehr Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus in seinen Reihen als Saxo-Borussia Heidelberg. Das haben teils die Forschungen der letzten Jahre ergeben, teils war es längst bekannt – die Namen Albrecht v. Hagen, Rudolf von Scheliha und Nikolaus von Halemstehen dafür. Zu lesen ist das in der aktuellen Festschrift, die sich die Sachsenpreußen gegeben haben und aus der wir den Aufsatz, in dem sich Hans Christoph von Rohr mit der Zeit des Dritten Reichs befasst. Sehr bemerkenswert ist, dass dabei zunächst diejenigen aus den Reihen der Saxo-Borussia genannt werden, die sich mit dem Dritten Reich bestens arrangiert hatten, ja, von denen einige sogar Parteigänger Hitlers waren. formuliert: „Schmerzlich und aus heutiger Sicht schwer verständlich bleibt, warum, auch in der Folgezeit, als die verbrecherische Komponente der NS-Herrschaft unübersehbar geworden war, nicht mehr Saxo-Borussen, nicht mehr Träger der großen preußischen Namen von stiller Distanz zu aktiver NS-Gegnerschaft gefunden haben.“ Bemerkenswert!
Erst danach wird geschildert, wie viele Heidelberger Sachsenpreußen sich im Kampf gegen die nationalsozialistische Herrschaft engagierten. Nicht weniger als 22 Sachsenpreußen nennt der Autor, angefangen von Albrecht von Hagen, der mehrfach Sprengstoff für ein Attentat gegen Hitler beschaffte. Kein Corps hat mehr. Doch die neue Form der Gegenüberstellung ist es, die aus Historikersicht den Mehrwert ausmacht. Eine Gesamtschau der persönlichen Verstrickungen von Sachsenpreußen in die Ereignisse der Zeit des Nationalsozialismus: nicht weniger ist aus Sicht des heutigen Lesers hier gelungen. Falls später weitere Fakten bekanntwerden sollten, können sie in dieses gültige Raster problemlos eingefügt werden. Saxo-Borussia gereicht allein schon dieses Kapitel der großen Festschrift zur Ehre. sig