Dezember 2020: 678 Carteller in Widerstand und Verfolgung

By | 25. September 2010

Der Österreichische Verein für Studentengeschichte ist das Auditorium der katholischen Korporationsverbände in Österreich für die Geschichte der Welt in Couleur. In seiner Regie ist jetzt das Standardwerk für die Dokumentatien der Verfolgung der glaubenstreuen christlichen Korporierten in diesem stark katholisch geprägten Land ist in zweiter, deutlich erweiterter Auflage erschienen. 678 Korporierte sind verzeichnet, darunter viele Blutzeugen Christi. Eine Rezension.

In der zweiten Auflage wesentlich erweitert: Farbe tragen, Farbe bekennen

678. Das ist die Zahl der österreichischen CVer, MKVer, KÖLer, KVer und anderweitig katholisch Korporierten, die aktiv Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leisteten oder von diesem verfolgt wurden, mit Haft oder schlimmer. 678, und da sind jene gar nicht erfasst, die „mildere“ Formen der Verfolgung erdulden mussten, wie Entlassung, Zwangspensionierung, Berufsverbot, Gauverweis, Bespitzelung. 678, die sich – oft unter Einsatz ihres Lebens – im Widerstand engagierten, die in Arrestzellen, in Gestapo-Gefängnisse oder in KZs gesperrt oder gar ermordet wurden. 

Vor sieben Jahren ist der Band „Farben tragen, Farbe bekennen – Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung“ vom Österreichischen Verein für Studentengeschichte unter Peter Krause (Rt-D) herausgegeben worden. Er enthält profunde Analysen der Entwicklungen von 1938 bis 1945, insbesondere im Zusammenhang mit den Verbindungen und Verbänden, aus der Feder ausgewiesener Experten. Vor allem aber brachte er die Biografien von 543 K/Cartellern, mit detaillierten Angaben zu deren Leben, Verbindungszugehörigkeit, Widerstandstätigkeit und konkreter Verfolgung durch den Nationalsozialismus. Angeregt durch diese Publikation haben viele Verbindungen und Familien ihre Geschichte durchforstet und zahlreiche weitere einschlägige Viten zu Tage gefördert. Der jetzt vorgelegte, von Manfred Kuhl (F-B) akribisch zusammengestellte Ergänzungsband enthält 135 „neue“ Opfer sowie etliche Ergänzungen zu vielen, die schon im ersten Band enthalten waren. Mit Sicherheit werden über die nunmehr Erfassten hinaus noch weitere Widerständler und Verfolgte aus den katholischen Verbänden entdeckt werden. 

Dem über 400 Seiten starken Teil mit den neuen und den vervollständigten Lebensläufen folgt ein aktualisiertes Verzeichnis der in den einzelnen KZs inhaftierten katholisch Korporierten. In Buchenwald waren es beispielsweise 23, in Flossenbürg 24, in Auschwitz sechs, in Mauthausen 18, und in Dachau 119 K/Cartellbrüder. Die (ebenfalls aktualisierte und sehr informative) Auflistung der Opfer nach Verbindungen zeigt, dass es keine einzige (damals schon existierende) ÖCV-Korporation gibt, die nicht mindestens eine Handvoll Widerständler / Verfolgte aufweist, größere Verbindungen sogar bis zu 60, 80 oder 100. Dieses wichtige Buch, das für 25 Euro unter oevfstg@aon.at bestellbar ist, sollte – zusammen mit dem ersten Band, den es ergänzt – im Bücherschrank keines Studentenhistorikers fehlen. 

Gerhard Jandl