Am 20. November 2023 wäre er 79 Jahre alt geworden, am 19. Oktober, einen Monat davor, verstarb er überraschend: Professor Harald Seewann, jener Studentenhistoriker, der dem überaus faszinierenden, aber gänzlich verschwundenen Milieu des jüdischen Korporationswesens eine Stimme gegeben, ihm sein Lebenswerk gewidmet hat. Wenn im aktuellen Diskurs zur Zeitgeschichte von einem Bruch einer Epoche die Rede ist, erleben wir ihn beonders schmerzlich mit Harald Seewanns Tod, der trotz mancher gesundheitlichen Sorge plötzlich und unerwartet kam.
Seewann war der Nestor der Historiographie des jüdischen Korporationslebens, wie es Gregor Gatscher-Riedl völlig zurecht festhielt. Seewann war einer der letzten, die mit einer großen Zahl von jüdischen Korporierten, die die Schoah überlebten, darunter auch bedeutenden Zeitgenossen, intensiv und offen über Verfolgung, Exil und alle Belange ihrer Verbindungen gesprochen hat. Und die Überlebenden, von denen alle ihren Verbindungen und ihren alten Studentenzeiten in guter Erinnerung hatten und ihnen zumeist auch nachtrauerten, haben ihn dafür 1992 mit der Ehrenmitgliedschaft des IGUL geehrt. Fiducit, Harald Seewann!