November 2021: Gedenkveranstaltung für die jüdischen Korporierten

Von | 26. September 2010

Zur Studentenhistorikertagung auf Universitätsebene in Kooperation des AKSt mit der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg zum Thema „Jüdische Korporierte, jüdische Kor­porati­onen“, die vom 19. bis 21. November stattfand, gehörte eine öffentliche Gedenkveranstaltung, wie es noch keine gegeben hat. Nach zwei Tagen mit äußerst prominent und sachkundig besetzten Vorträgen wurde das jüdische Totengedenken am Sonntag um 12 Uhr von allen Teilnehmern als zentraler Meilenstein erlebt.

Rabbiner Shaul Friberg singt das El male rachamim

Am 21. November, 12 Uhr, versammelten sich die Teilnehmer der Tagung unter starkem Polizeischutz an der Großen Mantelgasse auf dem Platz, auf dem die Heidelberger Synagoge stand, bis sie in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 von National­sozialisten und deren willigen Mitläufern zerstört wurde. Aber auch erstaunlich viele weitere junge und alte Verbindungsstudenten und -studentinnen jeglicher Couleur hatten sich eingefunden, um der unbegreiflichen Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten der Nazi-Zeit zu gedenken.

Dann sang Hochschulrabbiner Shaul Friberg das El male rachamim. Das ist hebräisch, es bedeutet „Gott voller Erbarmen“. nannte in seinem Gebet, einem getragenen Gesang, eine schier endlos lange Liste der in der Shoa ermordeten oder verfolgten jüdischen Verbindungsstudenten, die entweder während der Tagung Gegenstand der Forschung waren oder mit Tagungsteilnehmern in einer Verbindung standen. Darin auch etliche Namen von Mitgliedern jüdischer Verbindungen, deren Schicksal im Verlauf der Tagung Gegenstand der Forschung war, sowie die Namen der fünf vom Corps Franconia zu Jena und der acht vom Corps Suevia Heidelberg im Laufe des Jahres 1935 ausgestoßenen jüdischen oder, wie es im menschenfeindlichen NS-Jargon zynisch hieß, „jüdisch versippten“ Corpsbrüder.

So lang diese Liste auch war, es konnte nur ein kleiner Ausschnitt des Leids, des Grauens und des Verderbens sein, das über die Juden Europas gebracht wurde. Auch über die Korporierten unter ihnen; jeder einzelne Name stand für Tausende. Und als der Hochschulrabbiner danach die hebräischen Worte sang, die besagen, dass der Herr der Barmherzigkeit die Toten hinter dem Geheimnis Seiner Flügel in aller Ewigkeit verberge, war allen Anwesenden der heilige Ernst dieses Momentes überdeutlich bewusst. MWZ