In Plötzensee, unter den Fleischerhaken, an denen die Nationalsozialisten hunderte ihrer Gegner henkten, gedachten die Kösener und Weinheimer Corpsstudenten angesichts des 80. Jahrestages des
Stauffenberg-Attentats der Widerstandskämpfer aus ihren Reihen. Intensiv, zutiefst berührend, ohne jede Umdeutung oder Relativierung, dafür aber mit aktuellen und zukunftsgewandten Gedanken – so präsentierten sich die Verbände, und allen voran Hans Christoph v. Rohr Saxo-Borussiae, der die Gedenkrede hielt.
Peter Graf Yorck v. Wartenburg, Albrecht v. Hagen, Fritz-Dietlof Graf v. der Schulenburg, Adam v. Trott zu Solz, Kurt Gerstein, Hans Koch, Eduard Brücklmeier, Ulrich v. Hassell – prominente Namen. Alle waren sie zu Studienzeiten als Corpsstudenten aktiv. Sie wurden durch Hitlers Henker an Fleischerhaken mittels dünner Drahtschlingen qualvoll gehenkt, die Mehrzahl von ihnen am Ort der Gedenkveranstaltung. In dieser Baracke. In Plötzensee. Rund 120 Corpsstudenten, darunter auch Familienmitglieder, vielfach direkte Nachfahren, gaben den Corpsstudenten im Widerstand die Ehre.
„Diese Männer besaßen ein in den Eckpfeilern gemeinsames Verständnis von Würde, Gerechtigkeit oder schlichtweg Anstand, das durch ihre Familien, durch den christlichen Glauben, durch soldatische Erfahrung und – so dürfen wir vermuten – auch durch ihre corpsstudentische Erziehung geprägt war“, so formulierte es v. Rohr in seiner Rede, denn: „Sie brachten aus ihrer Aktivenzeit noch etwas mit: ein Kraftfeld, das für ihren Entschluss zur Tat und für dessen praktische Umsetzung entscheidend werden sollte. Es gab eine gemeinsame Plattform, eine Plattform aus Anstand, Tatkraft und Netzwerk, die zweifellos auch einen corpsstudentischen Pfeiler enthielt.“