Friedhelm Golücke hat die fünfte, grundlegend überarbeitete und vielfach erweiterte Auflage seines Studentenwörterbuches vorgelegt. Der Essener Akadpress-Verlag hat dieses Opus Magnum eingerichtet und verlegt. Der Autor, der in Paderborn als Gymnasiallehrer wirkte und zugleich auf studentenhistorischem Gebiet große Verdienste erwarb, berücksichtigte natürlich auch die Tarnbegriffe der Korporierten, die unterdrückt oder verboten waren. Diese oft aus der Not geborenen Wortschöpfungen waren ein wesentlicher Faktor zur Entstehung des studentischen Jargons sind übersichtlich und zugleich in beeindruckender Breite dokumentiert.
Das Deutsche Studentenwörterbuch hat mit seiner fünften Auflage den Charakter eines vollwertigen Lexikons nicht nur bestätigt, sondern übetroffen. Es umfaßt vier Bände mit zusammen über 2.100 Seiten, rund 13.000 Stichwörter und rund 22.000 Verweise auf weiterführende Literatur. Ein ganzer Kosmos an studentenhistorischem Wissen, der in einen erweiterten sozialen, allgemeinpolitischen, wissenschaftspolitischen und historischen Zusammenhang gestellt ist, tut sich auf. Die propädeutische Abteilung konnte Golücke besonders stark ausbauen; die zuvor bereits vorbildlich berücksichtigte Studentensprache aus dem akademichen Bereich wurde abermals erweitert. Golücke und seine bewährten Mitarbeiter berücksichtigen die studentischen Korporationen als Träger der studentischen Tradition im – weit über seine heutige Ausdehnung hinausgehenden – historischen deutschen Sprachgebiet.
Das Differenzialwissen, das dieses Wörterbuch vermittelt, umfasst die drei zusammenhängenden Gebiete Hochschule, Studenten, Akademiker, und zwar vom zwölften bis zum zwanzigsten Jahrhundert; die Entwicklungslinien sind von ihrer Wurzel bis in Nebenlinien nachvollziehbar, und natürlich wird der Rah¬men dafür durch eine kurze Erklärungen zu allgemeinen geistigen oder politischen Erscheinungen zum besseren Verständnis des Hochschul- und Studentenlebens eingeleitet. Transparent wird auch das soziale und politische Verhalten in Vergangenheit und Gegenwart, das „Privatleben“ der Studenten ist ebenso Gegenstand wie das Brauchtum und die – eigenständige! – Kultur, die sich im Laufe von acht Jahrhunderten im akademischen Umfeld entwickelte. Es handelt sich dabei um das heutzutage fast nur noch von Verbindungen getragene studentische Brauchtum.
Das von Friedhelm Golücke in dieser vollendet erscheinenden fünften Auflage aberals vorgelegte Wörterbuch ist ein Lebenswerk, von dem die akademische Welt – weit über Mitteleuropa hinaus – über viele Jahre hinweg profitieren wird. Gerade vor dem Hintergrund, daß auch die Studentensprache von Verarmung betroffen und stellenweise vom Aussterben bedroht ist, stellt diese Veröffentlichung eine kulturelle Großtat von bleibendem Wert für die über 800 Jahre alte, ganz Europa betreffende akademische Welt dar. Derzeit scheint nicht absehbar, daß dieses Werk vom Umfang und Qualität her übertroffen werden kann. Weitere Informationen über die Webseite des AKSt.