Der Convent deutscher Akademikerverbände, CDA, hat den Studentenhistoriker und Verfasser des vierbändigen Studentenwörterbuches, Dr. Friedhelm Golücke, mit der Fabricius-Medaille für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Golücke darf als maßgeblicher Gründer der Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte (GDS) gelten. Die Verleihung fand am 16. Dezember 2022 im Institut für deutsche Studentengeschichte (IDS) in Paderborn statt.
Am 4. Mai 1974 wurde die nachmalige GDS als Archivverein der KDStV Markomannia Würzburg gegründet, was kein Zufall ist, trägt Golücke doch das Band der Markomannia wie auch der KDStV Elbmark Tetschen-Liebwerd zu Duisburg. Golücke leitete die GDS, die heute größte studentengeschichtliche Vereinigung, fast durchgehend bis 2019. Am Beginn stand war die Erschließung des Archivbestands der Markomannia, von Anfang an konnte aber jeder Interessierte Mitglied werden. Neben seinem überparteilichen und überkonfessionellen Charakter zeichnete den Archivverein und zeichnet heute die GDS aus, dass nicht öffentliche Gelder die Finanzgrundlage darstellen, sondern Mitgliedsbeiträge.
1986 hatte sich das Arbeitsgebiet des Würzburger Archivvereins der Markomannia wesentlich vergrößert. Daher war eine entsprechende Umbenennung so angemessen wie notwendig. So entstand zuerst die Gesellschaft für Deutsche Studentengeschichte, ab 1988 die heutige Gemeinschaft für Deutsche Studentengeschichte, kurz GDS. Mitte der 1990er Jahre entschloss sich die GDS – immer angeführt von Friedhelm Golücke – dazu, eine „Stiftung zur nachhaltigen Förderung der Studentengeschichtsschreibung und Hochschulkunde“ ins Leben zu rufen, die GDS-Stiftung. Während die Mitglieder das jedenfalls nötige Stiftungsvermögen zusammensparten – und das machten sie selbst! – währenddessen also wurde 2003 das Institut für Deutsche Studentengeschichte gegründet, und zwar in Golückes Heimat, in Räumlichkeiten des Stadt- und Kreisarchivs Paderborn. Die Archiv- und Bibliotheksbestände der GDS waren schon vorher dort, sie bilden heute das „Rückgrat“ dieses GDS-eigenen Instituts, das öffentlich zugänglich ist.
Seit 2005 wird die Arbeit der GDS von einer eigenen Stiftung unterstützt, der Stiftung Deutsche Studentengeschichte; diese erhielt inzwischen noch weitere Zweige und Unterstiftungen. Nicht zuletzt ist die GDS Trägerin des Studentenkurier, einer höchst renommierten Fachzeitschrift.
Zum 30. Gründungsjubiläum im Jahre 2004 wuchs die GDS unter Golücke zur größten universitäts- und studentengeschichtlichen Vereinigung im mittel-europäischen Sprach- und Kulturraum heran, fast 2.000 Mitglieder zählte sie damals, davon sind heutzutage noch 1.400 übrig. Wieder nur ein Jahr später, am 14. Juni 2005, wurde die Stiftung zur Förderung der studentischen Geschichtsschreibung und Hochschulkunde, die Stiftung Deutsche Studentengeschichte, auf die man über ein Jahrzehnt hingearbeitet hatte, juristisch wirksam errichtet. Am 22. Oktober 2007 wurde diese Stiftung bereits als dauerhaft gemeinnützig anerkannt, sie ist es bis heute. Das erste Werk, das mit einem namhaften Betrag gefördert werden konnte, stammte übrigens aus der Feder des unvergessenen Harald Lönnecker, der beim AKSt zuletzt im November 2021 referierte. Golückes Opus Magnum ist das vierbändige Studentenwörterbuch, das 2017 in seiner fünften Auflage in grundlegend erweiterter Form erschien. Auf dieser Webseite wurde es ausführlich vorgestellt. 2019, im 45. Jahr des Bestehens seiner GDS, übergab Golücke schließlich den Vorsitz; mit kurzer Unterbrechung hatte er ihn seit der Gründung im Jahre 1974 innegehabt.
Am 3. Juni 2008 zeichnete Bundespräsident Horst Köhler den Laureaten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus. In der Begründung hieß es: „Dr. Friedhelm Golücke wird damit für seine Verdienste um die Hochschul- und Regionalgeschichte geehrt. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Gymnasiallehrer für Geschichte und Französisch ist er mit mehr als 200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen zur Zeit-, Universitäts- und Regionalgeschichte hervorgetreten. Als Vorsitzender der von ihm 1974 gegründeten GDS hat er sich um die Hochschulkunde verdient gemacht. Auf seine Initiative geht außerdem die Gründung des Institut für Deutsche Studentengeschichte im Stadtarchiv Paderborn mit einer großen Sammlung hochschul- und studentengeschichtlicher Literatur zurück, das ebenfalls von ihm geleitet und organisiert wird.“ Bis dato ist die GDS die größte Einrichtung, in der die Erforschung der Geschichte der typischen studentischen Gesellungsform in Europa, der im Kern aus dem Spätmittelalter stammenden Idee der Korporation in allen ihren Ausprägungen, mit wissenschaftlichen Akribie und einer großen Präsenzbibliothek betrieben wird.
Anläßlich der Verleihung der Fabricius-Medaille nahm der Laureat die Glückwünsche des CDA-Vorstandes, der mit dreien seiner Mitglieder vertreten war mit der ihm eigenen Bescheidenheit an. Statt einer Dankesrede bat er in der ihm einen bescheidenen Art darum, dass ihm Fragen gestellt werden sollten – zu aktuellen Fragen rund um die Studentengeschichte, zur Zukunft der wissenschaftlichen Arbeit der studentischen Verbände, zu neuen Projekten. Und er ließ durchblicken, daß er Pläne hat. Das Projekt „Studentenhistorisches Wörterbuch“ läßt ihn offenbar nicht los, und auch eine neue Ausstellung soll in Paderborn stattfinden. So wird man wohl bald wieder vom Nestor der GDS hören – von Friedhelm Golücke. Ad multos annos!