Im Rahmen der Tagung „Jüdische Korporierte, jüdische Korporationen“, die gemeinsam vom Arbeitskreis der Studentenhistoriker und der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg durchgeführt wurde, fand am 20. November 2021 ein Vortrag von PD Dr. Axel Bernd Kunze statt, den wir hier zum Nachhören anbieten. Kunze erinnert an Wilhelm Aron, genannt Willy, der sein mutiges Eintreten gegen den Nationalsozialismus mit seinem jungen Leben bezahlte. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft und sozialdemokratischen Überzeugung wurde Aron, der der BC-Verbindung Wirceburgia Würzburg angehörte, im Mai 1933 auf brutale Weise in Dachau ermordet.
Der Vortrag von PD Dr. Axel Bernd Kunze zum Nachhören über den Youtube-Kanal des AKSt
Willy Aron war, soweit bekannt, das erste Opfer aus Bamberg, das der nationalsozialistische Terror forderte. Der kämpferisch veranlagte Rechtsreferendar und Sozialdemokrat trat mit vierzehn Jahren der Sozialistischen Arbeiter-Jugend bei, in der er sich auch als Student – vielfach als „Stehkragenproletarier“ verspottet – weiterhin engagierte. Später gehörte er in seiner Heimatstadt Bamberg auch der Leitung des republikanischen „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ an. In der Endzeit der Weimarer Republik übernahm der jüdische Jungsozialist – jetzt bereits Justizreferendar – die Verteidigung von Bamberger Genossen, die in Konflikt mit der NSDAP geraten waren.
Nach der NS-Machtübernahme war er unter den Ersten, die verhaftet wurden; den äußeren Vorwand lieferte möglicherweise seine Behauptung, die Nationalsozialisten hätten den Reichstagsbrand selbst gelegt. Aron wurde im Konzentrationslager Dachau brutal misshandelt und starb dort am 17. oder 19. Mai 1933 – ein Augenzeuge berichtete, sein Körper sei nur noch „ein blutiger Fleischklumpen“ gewesen. Der Sarg durfte nicht mehr geöffnet werden. Seine Eltern wurden später ebenfalls deportiert und ermordet.
Willy Aron war durch die sozialistische und die jüdische Jugendbewegung ebenso wie durch das Verbindungswesen geprägt. Er war begeisterter Waffenstudent im Burschenbund Wirceburgia seiner Studienstadt Würzburg. Seine Biographie steht stellvertretend dafür, wie sich jugendbewegtes und korporiertes Engagement in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts miteinander verbinden konnten. Zwei Politikern, dem Sozialdemokraten Georg Grosch und dem Liberalen Thomas Dehler, ist es zu verdanken, dass die Erinnerung an ihn bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzte.