Am 9. Mai 2021 wäre sie 100 Jahre alt geworden – Sophie Scholl. Ein 100. Geburtstag ist immer ein Meilenstein der Erinnerung. Für viele junge Menschen ist sie ein großes Vorbild. Ein Brief an ihren Verlobten Fritz Hartnagel gipfelt in dem Satz: „Ja wir glauben auch an einen Sieg der Stärkeren, aber der Stärkeren im Geiste.“
Sie ist eine Ikone, zweifelsohne. Eine junge Frau, von den Nationalsozialisten gnadenlos und auf gräßliche Weise hingerichtet. Nicht nur ein Vorgang von höchster Brisanz, auch in der Rückschau, sondern geradezu Stoff für ein Drama. Lesen Sie hier unsere ausführliche Rezension.
Die Wende in Sophies Bild von den Nazis kam wahrscheinlich im Winterhalbjahr 1941 auf 1942, als sie im badischen Blumberg als Kindergärtnerin arbeitete und dabei sowohl Arbeitslosigkeit als auch die Zerstörung der Natur deutlich wahrnehmen konnte. Ein Gerichtsverfahren gegen den Vater und mehr noch der Tod eines Freundes der Familie, Ernst Reden, waren es dann wohl, die den Grundton in Sophie Scholls Denken endgültig veränderten. Robert Zoske schildert das in einem Interview Deutschlandfunks so: „Sechs oder acht Wochen nach Beendigung ihres Kriegshilfsdienstes besorgt sie sich von ihrem Freund tausend Reichsmark für einen guten Zweck, wie sie sagt, und erbittet von ihm einen Bezugsschein für einen Vervielfältigungsapparat. Fritz hat nach dem Krieg geschrieben, das sei wohl im Mai 1942 gewesen.“ Darin sieht er einen deutlichen Hinweis darauf, dass Sophie Scholl, darin einig mit ihrem Bruder Hans, entschlossen war, etwas „gegen Hitler“ zu machen. Die Mittel dazu waren die bekannten und so eindrücklichen Flugblätter.
Zoske beschreibt auch die entscheidenden Wochen: „Sie war dann bei der ersten Flugblattaktion von Hans Scholl und Alexander Schmorell im Juli nicht dabei, das haben die zwei ohne sie gemacht – mit einem ganz einfachen Vervielfältigungsapparat –, aber dann im Herbst war sie entscheidend dabei, den Widerstand zu fördern. Hans Scholl ist derjenige, der die Weiße Rose ins Leben gerufen hat, ohne Hans Scholl hätte es die Weiße Rose nicht gegeben, aber ohne Sophie Scholl hätte es den zweiten Teil der Weißen Rose, den zweiten Teil der Widerstandsaktion so in seiner Intensität, in seiner Größenordnung qualitativ und quantitativ nicht gegeben.“
Sophie Scholl war zur „Rebellin“ geworden ,Schritt für Schritt. Grundlage für das Rebellentum war ihre Fähigkeit zur Mitmenschlichkeit. Dieser scheinbare Gegensatz gehört zum tieferen Verständnis der Persönlichkeit der Widerstandskämpferin – zu einem Lebensbild ohne Pathos und Legenden. In einem Brief Sophies an ihren Verlobten Fritz Hartnagel vom 28. Oktober 1942 wird deutlich, dass die innere Veränderung nun zur geistigen Transformation geführt hatte, die die noch folgenden knapp vier Monate in ihrem Leben prägen sollten. Dieser Brief gipfelt in dem Satz: „Ja wir glauben auch an einen Sieg der Stärkeren, aber der Stärkeren im Geiste.“ Wahrlich ein Vorbild, diese Sophie Scholl.