Juli 2021: Widerstand gegen Hitler – die vier Brüder Goerdeler

Von | 26. September 2010

Carl Friedrich Goerdeler, einer der profiliertesten Köpfe im zivil-bürgerlichen Widerstand gegen das NS-Regime, war korporiert. Ebenso sein Bruder Fritz Hermann; beide waren Tübinger Turnerschafter, ebenso wie zwei weitere Brüder. Carl Friedrich und Fritz Hermann Goerdeler wurden 1945 von Nationalsozialisten gehenkt.

Carl Friedrich Goerdeler als Aktiver seiner Eberhardina Tübingen

Insbesondere die Zeit unter dem Nationalsozialismus und die damit einhergehen­de Frage zur Positionierung Carl Goerdelers zum Regime und zu Juden, aber auch der berufliche Aufstieg Carl Goerdelers und die regionalpolitischen Verknüpfungen in Preußen von Carl und Friedrich Goerdeler lagen bisher im Fokus der Forschung. Die Jugendzeit und das Studium wurden zumeist nicht betrachtet. Das hat Claudius Hille nun korrigiert, der Brücklmeierverein hat seinen Beitrag veröffentlicht. Dieser kurze Text ist ein Auszug seines Aufsatzes, auch im Gedenken an den gesamten deutschen Widerstand, der mit dem Attentat des Grafen Stauffenberg vom 20. Juli 1944 offenbar wurde.

Carl Goerdeler, der in der Zeit des Dritten Reiches zum Kopf des zivilen Widerstand werden sollte, studierte ab dem Wintersemester 1902/1903 bis zum Wintersemester 1903/1904 drei Se­mester an der Tübinger Universität. Innerhalb der Korporation genoß Carl Goerdeler offenbar großes Ansehen. Für die unparteiische Teilnahme an einem Ehrengericht, erhielt er beispielsweise seitens des Convents zeit­lich befristete Altherrenrechte zugesprochen. Er war Erst­char­gierter der Aktivitas, Schriftwart und Kassenprüfer. Wäh­rend seiner Aktivenzeit hatte er zudem mehrere Leibfüxe und er­hielt nach seinem Studienortswechsel die Erlaubnis des Con­vents, auch in Königsberg bei den dortigen Korporationen im Band auf­treten zu dürfen.

Carl Friedrich und Fritz Hermann Goer­de­ler, Eugen Bolz und Ulrich von Hassell studierten zur selben Zeit in Tübingen. Es lässt sich vermuten, dass das Vertrauen in den Rechtsstaat und der Widerstand gegen das im und vom Staat begangene Unrecht sich in dieser Zeit in ihren Weltan­schauungen festigte. Diese gemeinsame Erfahrung aus dem Studium war eventuell auch die grundlegende Vertrauensbasis, die es den erfahrenen Politikern ermöglichte, sich gegenseitig auf das lebensbedrohende Wagnis des Widerstands einzulassen. Die Denkwelt, in der die vier Studenten sich bewegten, war neben der überwiegend bürger­li­chen Erziehung und den durch­aus vergleichba­ren Studienprofi­len stark vom Zusammenhalt der Ver­bindungen geprägt. Dies wirkte sich durchaus auch über Ver­bands­grenzen hinweg aus. So ergibt sich ein weiterer Ver­knüp­fungspunkt für die spätere Zu­sammenarbeit gegen den Na­tionalsozialismus, gegen Hitler.