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Thema des Monats: Arbeitskreis der Studentenhistoriker setzt hohe Maßstäbe bei Wissenschaft und Dialogbereitschaft

Die 10. Europäischen Studentenhistorikertagung in Heidelberg war zugleich dem Jubiläum „100 Jahre Arbeitskreis Studentenhistoriker“ gewidmet. Die Häuser von T! Ghibellinia, L! Zaringia, C! Suevia und C! Thuringia waren die Schauplätze und dazu, sehr prominent, die Heiliggeistkirche – dort fand ein echter, fast zweistündiger Festakt statt, mit großer Festrede und der internationalen Hymne der Studenten, dem Gaudeamus igitur. Zum Rahmenprogramm gehörten Karzer, Universitätsmuseum, Alte Aula sowie das studentische Traditionsgasthaus „Zum Roten Ochsen“.

Festakt des AKSt in der großen Heiliggeist-Kirche, im Jahre 1386 der Gründungsort der heutigen Ruperto-Carola.

Mit einem Festakt wurde das 100-jährige Bestehen des Arbeitskreises wurde am Freitag um 15 Uhr am prominentesten Ort der Stadt gefeiert, ausgenommen vielleicht das Schloss – in der Heiliggeistkirche. Der Oberbürgermeister – selbst Heidelberger Schwabe – hatte ein Grußwort geschickt. Der Österreichische Verein für Studentengeschichte gratulierte ebenso die Schweizerische Vereinigung für Studentengeschichte, die Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung, der Verein für corpsstudentische Geschichtsforschung sowie der Convent Deutscher Akademikerverbände. Die große Festrede hielt Prof. Dr. Klaus-Peter Schroeder von der juristischen Fakultät der Ruperto Carola zum Thema „Heidelberger Studentenleben am Vorabend des Ersten Weltkrieges“.

Glanzvolle, vor allem aber wissenschaftlich ertragreiche Tagung: 100 Jahre Arbeitskreis der Studentenhistoriker.

Inhaltlich war das Programm ausgesprochen vielfältig. Prof. Martin Dossmann referierte über die Kämpfe der Korporationen untereinander und den „akademischen Kulturkampf“ im akademischen Deutschland am Beispiel Bonns in der Zeit von 1819 bis 1911. Christian Brändli brachte den Zuhörern, die er mit immer wieder eingestreuten, lauten Mensurkommandos wirksam wachhielt, das Paukwesen der Schweizer Verbindungen nahe. Das Heimspiel dieses Tages hatte Dr. Dr. Klaus Jünemann-Neven, der den genius loci beschwor, als er von der Vorbereitung der Gründung des Zentralrats der Juden in Deutschland in der „Heidelberg Conference“ 1949 just auf dem Schwabenhaus berichtete. Das Schwabenhaus diente damals als Synagoge für jüdische GIs, aber auch für überlebende Menschen jüdischen Glaubens in Heidelberg – es wird in der Literatur ab jetzt als Gründungsort des Zentralrates der Juden in Deutschland zu gelten haben. Dr. Gerhard Hartmann referierte über die katholischen Verbandsgründungen in Österreich nach 1933 in Folge der Maßnahmen der Nationalsozialisten gegen die Korporationsverbände und deren schließlich erfolgte Selbst-Gleichschaltung. Prof. Dr. Reinhold Reimann, einer der bekanntesten lebenden Sängerschafter, sprach über das Café Mullé in Graz, brachte seinen singenden Inhaber und weitere Geschichten um dieses Studentencafé zu Gehör – Tondokumente eingeschlossen. Den Vortragsreigen schloss Dr. Christoph Frey, der seine Forschungsergebnisse über den als Karikaturisten und als Urburschenschafter bekannten Martin Disteli  aus Olten mit einem eleganten Vortrag vorstellte. Mehr Berichte und Hintergründe zur Tagung lesen Sie auf der Webseite des AKSt.

Die Festveranstaltung am Samstagabend fand auf dem Hause der B! Frankonia statt. Nach der Vorstellung studentischen Liedguts über Heidelberg durch Dr. Pfeiffer, das der Liederkranz Heidelberg vortrug – wobei die sangeskundigen Teilnehmer natürlich einstimmten – ehrte Dr. Berger seinen Bundesbruder und, im Jahre 1924, Mitinitiator des Arbeitskreises, Fritz Ullmer. Da dieser seinerzeit auf jeder Tagung durch gereimte „Bierzeitungen“ seine Mitstreiter erfreute, überraschten nun zwei Franken als „Hanfried“, also in der Rolle des Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen-Weimar, des Universitätsgründers von Jena, und in der Rolle eines Jenenser Germanen die Teilnehmer mit einem szenischen Reimvortrag von höchster Qualität, bei dem es buchstäblich über Tische und Bänke ging. Später wurde auch noch der „Fürst von Thoren“ gegeben – auch dies ein Stück Studentengeschichte!

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