CORPSSTUDENTEN IM WIDERSTAND GEGEN HITLER
Der Widerstand im Dritten Reich, am 20. Juli 1944 schlagartig sichtbar, ist ab spätestens 1937 als dynamisches Netzwerk von Menschen faßbar. Darin gab es eine Vielzahl von Verknüpfungen: Verwandtschaft, Internate, kirchliches Engagement – oder auch ein Corps. Sieben Jahrzehnte nach dem Sturz Hitlers ist die Frage, wie der Widerstand gegen den Nationalsozialismus strukturiert war, aktueller denn je. Noch in der Nachkriegszeit, teils bis in die 1960er Jahre, wurden Widerstandskämpfer vielerorts als Verräter angesehen. Heute sind Rolle und Bedeutung derjenigen, die gegen Hitler aufstanden, unstrittig.
Peter Graf Yorck v. Wartenburg, Adam v. Trott zu Solz, Ulrich v. Hassell – der Widerstand im Dritten Reich wurde am 20. Juli 1944 schlagartig offenbar. Die Menschen hinter diesem Widerstand kamen in ihrer Mehrzahl aus fest umrissenen sozialen Gruppen; die drei Genannten gehörten dazu. Im Gesamtnetzwerk des Widerstands geb es eine Vielzahl von gesellschaftlichen Mehrfachbindungen in mannigfaltige soziale Netzwerke: Die Akteure waren miteinander verwandt, kannten sich aus Internaten oder trafen sich später in kirchlichen Kreisen wieder – und diese Verknüpfungen waren zahlreicher als bisher bekannt. Durch viele direkte und indirekte Kontaktflächen nahmen hier die korporierten Studenten, insbesondere die über 40 Corpsstudenten, eine erkennbare Rolle ein.
Die Mehrzahl derer, die in dem Band „Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler“ mit einem Lebensbild gewürdigt werden, konnte über verschiedene Anknüpfungspunkte im Netzwerk des Widerstandes erreicht werden und selber agieren. Im Netzwerk des Widerstands waren sicher die gemeinsame Internatszeit oder die Mitgliedschaft im Johanniterorden sicher von großer Bedeutung. Doch auch die zu Studienzeiten erworbene lebensgeschichtliche Klammer durch die ihnen allen gemeinsame Mitgliedschaft in einem akademischen, einem „Kösener“ Corps konnte in individuellen Einzelfällen Wirksamkeit entfalten – gegen eine übergroße Mehrheit, auch unter den Corpsstudenten, die dem Nationalsozialismus nichts entgegensetzte oder ihn begrüßte. Und dementsprechend ist auch eine große Zahl von Tätern aus den Reihen der Korporierten – auch solche, die zu Studienzeiten einem Corps beigetreten waren – bekannt. Auf der anderen Seite aber ist es, und darum geht es hier, nunmehr eine gesicherte Tatsache, daß sich im näheren oder weiteren Umfeld Stauffenbergs und in weiteren Kreisen des Widerstands gegen Hitler einige Corpsstudenten und Angehörige anderer Dachverbände befanden; ihnen ist „Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler“ gewidmet.
Sebastian Sigler (Hg.)
Corpsstudenten im Widerstand gegen Hitler
Berlin 2914, bereits in der zweiten Auflage
geb. mit SU, 511 Seiten, vier Lesefäden
39,90 Euro – auch in jeder guten Buchhandlung!
ISBN 978-3-428-14319-3
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Rezension jetzt unter „Wichtige Bücher“
Eduard Brücklmeier Bavariae München
* München 8. Juni 1903
† in Berlin hingerichtet 20. Oktober 1944
als Widerstandskämpfer des 20. Juli
Eduard Brücklmeier war Corpsstudent, Diplomat und Widerstandskämpfer im Dritten Reich. Als Demokrat wie als Diplomat war er glühender Gegner von Hitlers Kriegsplänen und vor allem der nationalsozialistischen Weltanschauung. Bereits im September 1938 gehörte er zu einem Widerstandszirkel, der Hitler beseitigen und notfalls töten wollte. 1939 kam er in Gestapo-Haft, die Nazis beendeten seine diplomatische Karriere. Aktiv baute Brücklmeier das Netzwerk des Widerstands umso überzeugter mit aus. Später beteiligte er sich an der Vorbereitung des Stauffenberg-Attentats vom 20. Juli 1944; er wurde dafür vom NS-Regime am 20. Oktober 1944 hingerichtet.